Vladimir Beletsky hat mit ‚The Mooseman‘ ein Adventure geschaffen, welches sich thematisch in eine Reihe mit Spielen wie Mulaka oder Never Alone stellen kann. Es thematisiert nämlich die Mythen und Legenden der alten Stämme Perms. Wir hatten die Möglichkeit, die Version für die PS 4 zu spielen. Ob wir dadurch nun Experten in der permschen Sagenlandschaft geworden sind, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

The Mooseman – eine permsche Legende
Der Elchmensch ist ein Schamane, der durch die unterschiedlichen Ebenen der Existenz wandern kann. In seiner Rolle versucht ihr, die Welt vom Eis zu befreien. Diese ist in ewiger Kälte gefangen, weil ein Jäger in der Vergangenheit den heiligen Elch erlegt hat. Mit einer magischen Flamme wandert ihr nun also durch Höhlen und eisige Pfade. Immer wieder stellen sich euch riesige Monster in den Weg. So flieht ihr irgendwann vor einem großen Bären oder einem riesigen Fisch. Auch eine gigantische Spinne muss bekämpft werden. Dabei erleuchtet ihr immer wieder Totempfähle und findet leuchtende Runen, welche die Legende um euch und den mystischen Elch erläutern.
Ohne große Vorbereitung werdet ihr schnurstracks in die Geschichte geworfen. Problematisch dabei ist nur, dass ihr, wenn ihr euch nicht durch die Unmengen an Text kämpft, kaum versteht, was da gerade eigentlich passiert. Zu kryptisch wirken die Geschehnisse auf dem Bildschirm. Die gesamte Welt wird hauptsächlich in schwarz, weiß und grau dargestellt. Diese simple Darstellung wird genutzt, um hauptsächlich mit Symbolen und starken Kontrasten eine dichte Atmosphäre zu erzielen. Das klappt tatsächlich auch sehr gut. Die drei Stunden, welche ihr für einen Spieldurchgang benötigt, ziehen euch blitzschnell in ihren Bann. Vielleicht versteht ihr nicht, was genau hier gerade passiert, doch trotzdem fühlt ihr euch der mystischen Welt Perms sehr nahe.
Stimmung vs. Spielverständnis
Untermalt wird das Spiel dabei immer wieder von choralen Gesängen. Diese sind manchmal kaum vernehmbar im Hintergrund, ein anderes Mal dröhnen sie so laut, dass alles andere nebensächlich wirkt. Durchgehend fühlt ihr euch, als würdet ihr durch ein düsteres Märchen spazieren. Auch wenn ihr euch nicht gruselt, die dichte Stimmung erzeugt immer wieder Gänsehaut. Schade, dass die Nachvollziehbarkeit des Erlebten dabei so schwer zugänglich ist.
Natürlich ist es knifflig, Außenstehenden eine Welt zu erläutern, die so fernab von unseren Erzählungen liegt. Wäre dies mehr ins Spiel verwoben anstatt in Textfelder, könnte der Zugang eventuell leichter sein. Gerade die vielen Namen verwirren und sind auf Dauer immer wieder schwer zuzuordnen. Wer genau war in diesem Text gemeint? War dieser große Bär ein Wesen aus der Erzählung oder eben doch nur ein Bär? Bei uns sind viele dieser Fragen offen geblieben.

Qualität über Quantität?
Das russische Spiel wurde ursprünglich für Android-Geräte veröffentlicht. Das merkt man The Mooseman auch ziemlich schnell an. Optik wie auch Steuerung sind sehr einfach gehalten und benötigen kaum Einsatz eurerseits. Das Gameplay macht daher nur einen geringen Teil des Spiels aus. Meist lauft ihr einfach von links nach rechts. Ihr habt die Fähigkeit mit einem Knopfdruck in die Welt der Geister zu gehen. So könnt ihr durch Wände gehen oder unheimliche Brücken helfen euch über Abgründe. Später bekommt ihr auch eine Flamme, die euch ein Mal vor einem gegnerischen Angriff schützt. Links, rechts und zwei Aktionstasten. Mehr ist nicht nötig. Gegnern müsst ihr anfangs ausweichen, indem ihr stehen bleibt, wenn sie in eurer Nähe sind. Andere Hindernisse überwindet ihr, indem Geisterwesen, die in Steinen oder Baumstämmen stecken, vor euch weglaufen oder sich euch nähern.
Eine große Herausforderung bietet The Mooseman dabei nicht. Die Rätsel sind alle selbsterklärend, einzig manche Gegner sorgen für große Frustmomente, wenn die Mechaniken nicht so funktionieren wie ihr wollt. Hier strafen die reduzierten Möglichkeiten den Spieler immer mal wieder. Verbunden mit dem äußerst geringen Lauftempo eures Charakters entfleucht der ein oder andere genervte Seufzer euren Mündern. Herausfordernd wird es nur, wenn ihr versucht, wirklich alle versteckten Artefakte zu finden und das Spiel mit allen Achievements zu komplettieren. Das steigert die Spielzeit dann natürlich auch noch etwas. Uns hat dazu allerdings die Motivation gefehlt.

Fazit
The Mooseman ist mehr eine Erfahrung, als ein interaktives Spiel. Der Fokus liegt klar auf den zu erzählenden Geschichten und der reduzierten Inszenierung. Das sollte einem bewusst sein, wenn man sich dieses Spiel zulegt. Ein klassisches Adventure ist es nämlich trotz dieser Bezeichnung von offizieller Seite aus nicht. Ihr sollt eine neue Welt kennenlernen, indem das Spiel euch in diese hineinbefördert. Unmittelbar müsst ihr euch damit auseinandersetzen. Wenn ihr das auf euch wirken lassen könnt, dann funktioniert The Mooseman auch bestens. Für einen ruhigen Abend habt ihr hier also ein wirklich empfehlenswertes Erlebnis. Wenn ihr aber nach spannendem Gameplay oder knackigen Rätseln sucht, dann dürftet ihr hier nicht glücklich werden. Andernfalls empfehlen wir euch diese Reise in eine neue Kultur und legen euch dieses eisige Abenteuer wärmstens ans Herz.