Es ist kein Geheimnis, dass sich Nintendo in einer Krise befindet. Nachdem der japanische Konzern im letzten Jahrzehnt Rekordgewinne verbuchen konnte, war man mit Wii U und 3DS bislang nicht in der Lage an die Erfolge der vergangenen Generation anzuknüpfen. Das Resultat: Drei Jahre Verlust in Folge. Für das vergangene Geschäftsjahr, welches gestern endete, erwartet man nicht weniger als 250 Millionen Euro Verlust. Diese Misserfolge knabbern auch an dem Vertrauen, das Nintendo-Präsident Satoru Iwata genießt.
Sprachen ihm 2010 noch 97% aller Shareholder ihr Vertrauen aus, sank diese Zahl 2012 auf 90% und 2013 auf nur noch 77%. Im Juni dieses Jahres werden ihm Nintendos Aktionäre erneut ihr Vertrauen aussprechen und ihm zum Vorstandsvorsitzenden wählen. Da sich Nintendos Lage trotz gegenteiliger Versprechen von Iwata im vergangenen Jahr nicht gebessert hat, sieht die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei den kommenden Juni daher als einen „großen Test“ für Satoru Iwata, der darüber entscheiden könnte, ob er auch weiterhin das Amt des Präsidenten ausführen wird.

Laut Nikkei habe Nintendo den Vorschlag eines Investoren aus Hong Kong demnächst einen stärkeren Fokus auf Smartphone-Spiele zu legen, abgelehnt. Nintendo habe zu bedenken gegeben, dass es keine Firmen gebe, die einen langanhaltenden Erfolg und langfristiges Wachstum mit Mobile-Spielen zu verzeichnen wüssten. Ob diese Beobachtung der Warheit entspricht, mag zumindest bezweifelt werden.
Eine anderes chinesisches Investment-Unternehmen, dass die Lage Nintendos analysiert, kam zu dem Schluss, dass Nintendo in Zukunft verstärkt Gebrauch von ihren Marken und Charakteren — auch außerhalb von Videospielen — machen müsse. In der Tat hat Nintendos Chefetage im vergangenen Januar angekündigt, dass man in Zukunft Mario und Co. häufiger an andere Firmen lizensieren möchte, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und Profit aus der Beliebtheit der Charaktere zu schlagen. In Vergangenheit plante Nintendo die Eröffnung eines Freizeitparks in Kyoto, diese Pläne scheinen jedoch verworfen worden zu sein.
Nintendos Investoren sorgen sich derweil, dass es dem Traditionsunternehmen nicht gelinge, neue Umsatz-Quellen zu gewinnen. Auch Iwatas Ankündigung in Zukunft eine neue „Quality of Life“-Plattform veröffentlichen zu wollen, wird bislang noch skeptisch beäugt.
Die Nikkei sagt, dass Nintendo zwar noch über reichlich Geldreserven verfüge, um die nächsten Jahre zu überstehen, es jedoch eine völlig andere Frage sei, ob man Iwata genügend Zeit zur Verfügung stellen werde, um das Ruder noch einmal herumzureißen. Der Juni werde daher äußerst spannend. Und das ist nicht nur für Investoren so, sondern auch für Gamer: In diesem Monat findet nämlich in Los Angeles die E3 statt, auf welcher alle Konsolenhersteller erneut um die Gunst der Gamer kämpfen werden. Darunter auch Nintendo.