Bing Gordon, ehemals leitendes Vorstandsmitglied von EA, spekuliert dass sich Nintendo aus dem Hardware-Geschäft zurückziehen könnte. Dies erzählte er Gamy Industry in einem Interview.
Zunächst äußerte sich Gordon sehr positiv gegenüber der Gaming-Industrie. Wir befänden uns in einem Goldenen Zeitalter, was Videospiele anbelangt, und Game Design sei „das neue MBA“, ein hoher akademischer Managementgrad. Zudem könne die Next Gen die Verkaufszahlen wieder auf den Level wie in der besonders gewinnbringenden Phase von 1995 bis 2008 bringen, als eine hohe Anzahl an Konsolenspielern zwei Geräte besaß und jede Familie, in der gespielt wurde, mindestens eines von Nintendo. Die Xbox sei damals überwiegend von Shooter-Freunden, die PlayStation von Rennspiel-Zockern gekauft worden.
Mittlerweile sei man jedoch an einem Punkt angekommen wo Spieler nicht mehr als eine Konsole besitzen möchten. Während man sich im Zeitalter, in der die Konkurrenz zwischen Nintendo und Sega den Markt regierte, meist für eine Nintendo-Konsole und somit nur für ein Gerät entschieden hatte (und außerdem für unterwegs noch einen Game Boy besaß), seien mittlerweile die Smartphones gegenüber der Handhelds im Vormarsch und Tablet-PCs unterdrückten allmählich die Fernsehgeräte als Spieleplattformen.
„Ich denke, es wird so kommen, dass Konsolen hauptsächlich 3D-Systeme sein werden. […] Ich glaube, wir werden bald eine gewisse Abnutzung bezüglich der Konsolen sehen.“ Auf die Chancen der Wii U angesprochen, meinte Gordon: „Ich glaube, Nintendo ist bereits dabei sich zu einer reinen Software-Firma zu entwickeln. Wir haben gesehen was mit Sega passierte, Sega beging ein paar Fehltritte und stellte keine Konsolen mehr her. Nintendo hat diese Fehler bisher nicht begangen und hat möglicherweise kreativere Talente als Sega. Sie haben das robusteste Modell, Miyamoto ist immer noch der Beste im Business.“
Allerdings sei Nintendo ein direkter Konkurrent von Apple und vor allem die Handhelds stünden unter großem Druck: „Ich könnte mir vorstellen dass der Tag kommt an dem Nintendo sich fragt ob sie ihre besten Spiele nicht als Apps herausbringen sollten.“ Eine Partnerschaft zwischen Apple und Nintendo stelle Gordon sich „cool“ vor. Solange jedoch Miyamoto weiter für Nintendo arbeite habe man dort nichts zu befürchten.
Im weiteren Verlauf des Interviews prophezeite Gordon außerdem, Android könne eine Zukunft als Videogame-Plattform haben. Für ihn sehe es so aus, als habe Microsoft mit der Xbox einen „vorhersehbaren Plan“, ebenso wie Apple, Nintendo agiere wohl weiterhin in der „Spielzeug-Ecke“, während die Pläne von Android und Sony eher undurchsichtig seien. In jedem Fall aber seien Spieleentwickler wertvoller als je zuvor. Die größte Gefahr für den Spielemarkt seien die aufgrund mangelnder Innovation gelangweilten Konsumenten. Gordon selbst spielt nach langer World-of-WarCraft-Phase übrigens hauptsächlich Zynga-Games auf Facebook wie The Ville.
Wir meinen: Gordons Besorgnis bezüglich der Handhelds ist berechtigt. Dass sich Nintendo so schnell vom Konsolenmarkt zurückziehen wird, glauben wir angesichts des Erfolgs der Wii aber nicht. Mit über 96 Millionen verkauften Einheiten weltweit (im Vergleich: PS3 mit 62 Millionen, Xbox 360 mit 67 Millionen) ist Nintendo Marktführer der Current Gen und ein iPad ohne Flat kostet immer noch über 400 Euro, viel zu viel für jemanden der das Gerät nur als Spieleplattform nutzen möchte. Was meint ihr?