Die Missionen selbst sind aber eher COD-Standard. Es gibt Schleichmissionen, wildes Geballer, unrealistische Kämpfe im offenen Feld gegen Horden von Gegnern mit mangelnder KI, die eher durch Zufall plötzlich im wilden Schusswechsel den Kopf treffen und somit zu den bekannten Frustmomenten der Serie verhelfen. Positiv erwähnt muss jedoch bleiben, dass es, obwohl die Levels natürlich schlauchartig sind (viele bemängeln dies, ich find es völlig in Ordnung – so ist nun einmal COD), hat Treyarch sehr viele Maps so gebaut, dass trotzdem mehrere Wege ans Ziel führen. Wirklich interessant sind hierbei auch Interaktionsmöglichkeiten. So kann man beispielsweise Geschütztürme finden, kleine Kampfroboter, Bärenfallen oder auch Molotowcocktails, um somit frischen Wind in die eigentlich festgelegten Wege und Ziele der einzelnen Missionen zu bringen.
Eine Sache, die mich richtig nervt an der Kampagne, ist die sogenannte „Eingreiftruppe“. Die Kollegen von Treyarch dachten sich wohl, dass etwas Strategie dem dumpfen Shooter etwas Gutes tun könnte. Also hat man sich vorgenommen eine Mischung zu schaffen aus Tower Defense und Command & Conquer: Renegade. Denn aus der Vogelperspektive könnt ihr Soldaten, Geschütze und Mechs befehligen, per Knopfdruck die Steuerung der einzelnen Einheit übernehmen und somit in die Ego-Perspektive gelangen. Als Befehlshaber müsst ihr Scharen von Gegnern abwehren, die bestimmte Ziele zerstören wollen. Zwischendurch kommt immer mal Verstärkung. Logischerweise kämpfen alle Einheiten, die man nicht aktiv steuert, selbstständig. Die Idee mag interessant klingen, spielt sich aber total beschissen. Entschuldigt die Ausdruckswahl, aber diese Missionen sollte man sich für zukünftige Teile lieber sparen oder grundlegend verbessern.
Als Wiedergutmachung sind dafür die Zombies zurück. Im „Überlebenskampf“ verteidigt man zu viert immer stärkere Gegner-Horden mit roher Waffengewalt. Hier ist absolutes Teamplay gefragt, um Barrieren zur Unterstützung und neue Waffen erwerben zu können. Anders wie in der MW-Reihe gibt es leider keine Koop-Missionen.
Neben der adrenalingeladenen Kampagne ist die größte Stärke von Call of Duty natürlich der hektische Multiplayer. Bekannt aus dem Vorgänger oder der Modern Warfare-Serie sind alle bekannten Spielmodi enthalten. Jeder gegen jeden, Team-Deathmatch, Suchen-und-Zerstören und viele mehr. Insgesamt gibt es 12 Spielmodi im normalen Modus. Für alle Hardcore-Spieler ist der Hardcore-Modus natürlich auch wieder dabei. Dieser enthält nur die vier wichtigsten Spielmodi mit den bekannten Einstellungen. Das heißt, dass ihr weit weniger Treffer aushaltet und auch keine Anzeigen zur Verfügung habt wie beispielsweise Fadenkreuz aus der Hüfte, Munitionsanzeige etc. Für einen spaßigen Abend mit Freunden sind auch die Party-Spiele wieder dabei. So könnt ihr beispielsweise im beliebten „Gun Game“ euch wieder bis zur letzten Waffe „leveln“ und als Sieger das Match beenden. Die Karten im Multiplayer sind sehr abwechslungsreich. Es erwarten euch Villen, zerstörte Städte, ein Flugdeck oder aber ein riesiges Kreuzfahrt-Schiff.
Die einzige wirklich grundlegende Neuerung, die man erwähnen sollte, ist das sogenannte „Pick 10“-System. Das ist quasi der neue Klasseneditor in Black Ops 2. Im Gegensatz zu den Vorgängern kann man seine Klasse, sofern freigeschaltet, nun zielgerichteter und schneller über eine zentrale Oberfläche anpassen. Pick 10 bedeutet, dass ihr euren Koffer mit 10 Dingen füllen könnt, je nach euren Wünschen. Im Gegensatz zum Vorgänger macht dies viel unterschiedlichere Klassen möglich. Das heißt, jede Primärwaffe, Sekundärwaffe, Aufsatz, Perk, Ausrüstung usw. kostet einen Punkt. Ihr habt also die Wahl, jedoch ist auch ein Oberlimit vorhanden. Wer also glaubt, dass man einfach 10 Granaten einstecken und dann wie durchgedreht mit der gezogenen Granate in der Hand durch die Map laufen kann, der irrt. Das Limit kann trotzdem einmalig überschritten werden mit einer Wildcard, um das Klassensystem etwas aufbrechen zu können. So können auch zwei Perks einer Klasse genutzt werden. Wer 3 Wildcards einsetzt, kann beispielsweise 6 Perks nutzen, hat dann aber auch nur 7 Punkte zur Verfügung, wovon 6 bereits durch Perks genutzt werden. Denn pro Wildcard wird ein Punkt abgezogen, den man einsetzen könnte. Wie das intuitive System aussehen könnte? Hier ein Beispiel: Ein Maschinengewehr, eine Pistole, vier Aufsätze, drei Perks, eine Granate. Und schon hat man zehn Dinge dabei. Oder aber man nimmt nur die Pistole als Primärwaffe und haut dafür zusätzliche Aufsätze drauf, keine Perks, mehr Granaten etc. Die Frage ist, ob das System wirklich durchbalanciert wurde oder ob es in Zukunft bestimmte Zusammenstellungen gibt, die einen starken Vorteil mit sich bringen. Die Idee generell und die neue Oberfläche ohne sich durch etliche Menüs zu kämpfen ist jedoch positiv.
Call of Duty: Black Ops 2 hinterlässt gemischte Gefühle. Zwar bin ich ein Fan der Serie, sowohl des adrenalingeladenen Singleplayers inklusive der Veteran-Herausforderung als auch des kampferprobten Multiplayers. Ich stehe auf hektische Shooter und echte Mann-gegen-Mann-Kämpfe zur Abwechslung von riesigen Schlachten mit Panzern und Jets der Konkurrenz und trotzdem wird es Zeit, dass die Kollegen von Treyarch und Infinity Ward langsam Hand anlegen, was ihre Engine betrifft. Die Grafik ist um Jahre nachholbedürftig, die Synchronisationen und Animationen der Charaktere teilweise wirklich mies und lieblos eingearbeitet. Die Story kann für einen Shooter durchaus überzeugen, keine Frage. Die Umsetzung hinkt jedoch und hinterlässt eine Mischung aus erwachsener Tiefgründigkeit und kindischem Klischeegeballer. Die Frage bleibt, wohin sich COD entwickeln will. Wir sind mit jedem Fahrzeug gefahren, mit allen Begleitern geflogen, auf Pferden geritten, haben Häuser, Panzer, Züge, Städte und alles erdenklich andere explodieren sehen. Call of Duty ist eine Serie auf höchstem Niveau und kämpft damit sich weiterzuentwickeln. Doch wird es langsam allerhöchste Zeit. Und somit bin ich gespannt auf Modern Warfare 4.