Oben im Bad finden wir ein wenig Arznei und bringen sie ihm. Während er sie einnimmt, versuchen wir ein Gespräch aufzubauen und fragen, ob seine neue Lehrerin gut sei. Mit einer raschen und bejahenden Antwort wird die Konversation sofort wieder begraben, also probieren wir es mit etwas anderem: „Wollen wir etwas zusammen spielen?“ Doch auch hier bemerken wir sehr schnell, dass wir unerwünscht sind und er lieber weiter TV schauen möchte. Erneut nehmen wir auf dem Stuhl abseits der Couch platz und fangen an zu starren …
Es ist spät geworden
Auf die Frage hin, ob er hungrig sei, bekommen wir ein klares „ja“. Also gehen wir erneut zum Kühlschrank, öffnen ihn und sehen nach, was wir denn Leckeres zaubern könnten. Wir haben die Wahl zwischen Fertigpasta und kalter Pizza. Einige Sekunden später wurde aus der kalten eine warme. Wir nehmen sie aus der Mikrowelle und schneiden wieder durch Bewegungen des Motion-Sensors kleine Ecken aus der Pizza. Während der Sohn kommt um sie zu essen, erheben wir uns und stellen die Waschmaschine aus. Auf den Weg zurück in die Küche gehen wir am Fernseher vorbei und schalten ihn aus. Dann greifen wir nach Äpfeln und fangen an zu jonglieren. Auch Shaun wird darauf aufmerksam und fragt, woher wir das können. Ethan antwortet, dass er viel Zeit und Langeweile gehabt habe und es sich dann anlernte. Shaun bekommt eine fröhlichere Miene und will es auch lernen. Ein erster Annäherungsversuch an diesem Tag. Dann verstummt plötzlich wieder alles. Und wir beobachten ihn beim Essen. Nicht einmal ein Zwinkern ist wahrzunehmen. Erneut ertönt die Musik, die wir schon vorher gehört haben und ruft uns die Dramatik ins Gedächtnis. Folgenden Ursprung, auf den alle unsere Ereignisse und Tätigkeiten beruhen.
Der Teller ist leer. Shaun steht auf, stellt den Teller in die Spüle zum restlichen Abwasch. Als neues Ziel peilt er schnurstracks das Wohnzimmer an. Mit einem Klicken schaltet sich der Fernseher wieder ein. Wir verharren auf unserem Platz bis wir uns aufrappeln und erneut nach oben gehen, an den Schlafzimmern und Bad vorbei direkt ins Atelier, wo architektonische Zeichnungen auf einem Leuchttisch liegen. Hinter uns befindet sich ein kleiner Fernseher samt Videorekorder. Wir spielen die VHS ab und sehen sein altes, traumhaftes Haus. Es ist sonnig an diesem Tag und Ethan und seine zwei Söhne spielen auf dem saftig grünen Rasen.
Sein verstorbener Sohn namens Jason erzählt seinem Vater, was er später mal werden will. Feuerwehrmann, Astronaut, oder noch besser: Jäger von Dinosauriern. Er bedient sich einiger Klischees und wir merken, wie unsere Kehle immer trockener wird. Shaun ruft dazwischen, dass er später mal Videospiele machen wird. Die ersten angenehmen Worte, die wir bisher im Spiel gehört haben, die sogleich ein Schmunzeln auf unser Gesicht befördern, welches kurz darauf wieder in umgekehrten Mundwinkeln endet. Eine hübsche Frau tritt vor die Kamera, leicht verschüchtert – sie möchte nicht gefilmt werden. Es ist seine Frau. Auch Ethan selbst ist zu sehen. Er sieht anders aus: fröhlich, aufgeweckt und rasiert. Er muss weinen und schaltet den Rekorder wieder ab. Es ist spät geworden. Zeit für den kleinen Mann ins Bett zu gehen.