Arler Erde entführt uns in das wunderschöne Ostfriesland in der Zeit um 1800. Die Familien in dem kleinen Dörfchen Arle haben alle Hände voll zu tun. Es müssen Torfe gestochen, Tiere gezüchtet, Äcker bestellt und Gebäude errichtet werden. Das sind nur ein paar wenige Aufgaben, die euch in diesem Brettspiel für zwei Personen erwarten. Wir haben das komplexe Aufbauspiel für euch auf Herz und Nieren geprüft.
Spieleautor Uwe Rosenber ist bekannt für seine Brettspiele mit Bauernhof-Thema. Nach Agricola und Caverna folgt nun Arler Erde. Das Spiel greift sowohl das Thema als auch einige Mechaniken der Vorgänger auf, bietet aber genug Eigenständiges. Vor allem jedoch ist Arler Erde eines: umfangreich! Was den Spielekenner sicherlich freuen wird, mag für so machen weniger erfahrenen Spieler aber auch erschlagend wirken.
Es gibt viel zu tun, packen wir’s an
In der Zeit um 1800 greifen Bauern noch nicht auf moderne Gerätschaften zurück. Die Bewirtschaftung eines Hofes bedeutet vor allen Dingen harte Arbeit. Bevor ihr mit dem guten ostfriesischen Boden arbeiten könnt, gilt es aber zunächst einmal insbesondere darum, die Moore zu entwässern.
Grundlage des Spiels ist der sogenannte Heimatplan, der den eigenen Hof abbildet. Auf diesem habt ihr eure Ressourcen stets gut im Blick. Auf der unteren Seite befinden sich zunächst drei große Moor-Bereiche. Im Laufe des Spiels lassen sich diese umwandeln. Zunächst müssen die Moore ordentlich entwässert werden, so dass Torf entsteht. Wird auch der entstandene Torf irgendwann abgebaut, wandelt sich das Gebiet erneut um und es entsteht wertvoller Baugrund für euren Hof.
Damit ihr zu Beginn aber schon durchstarten könnt, habt ihr auch schon zwei Felder, die ihr bewirtschaften könnt. Flachs und Getreide lassen sich ernten und später auch zu anderen Produkten weiterverarbeiten. Entsprechende Marker an der Seite eures Heimatplans halten euch immer über den aktuellen Stand auf dem Laufenden. Das ist auch dringend notwendig, da das Ressourcenmanagement ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist.
Weitere Felder auf dem Heimatplan können ebenfalls später verwendet werden. Dazu muss jedoch zuerst der Deich versetzt werden. Es wäre doch schade, wenn das Wasser über die Ufer tritt und die ganze Ernte mit einem Schlag zunichte machen würde. Es gilt also auch die Deiche entsprechend immer wieder zu versetzen um mehr Baufläche für den eigenen Hof zu gewinnen.
Mit Pferd und Wagen zu den schönsten Plätzen des Nordens
Zu eurer Seite habt ihr neben dem Heimatplan mit den Bauplätzen aber auch noch einen Ablageplan für eure Fuhrwerke, die euch im weiteren Spielverlauf zur Seite stehen werden. Mit diesen Transportmitteln könnt ihr später auch einige Rieseziele ansteuern, an denen ihr eure Waren verkaufen, umwandeln und zudem wertvolle Erfahrungen sammeln könnt.
Doch kommen wir nun endlich zum großen Hauptplan des Spiels. Dieser wirkt auf den ersten Blick ziemlich erschlagend. In der Tat bietet er den Spielern zahlreiche Möglichkeiten zu agieren. Das Besondere an Arler Erde ist, dass im Grunde schon ab dem ersten Spielzug alle Möglichkeiten des kompletten Spiels zur Verfügung stehen. Damit geht Uwe Rosenbergs Spiel einen anderen Weg als die meisten anderen Aufbau-Spiele, die den Spieler stückweise an die Möglichkeiten eines Spiels heranführen.
Eine Vielzahl von Aktionen
Arler Erde ist in insgesamt neun Runden unterteilt. Dabei wechseln sich Sommer- und Winterrunden immer wieder ab. Einige Aktionen stehen euch nur im Sommer, andere nur im Winter zur Verfügung. Das schränkt die Auswahl der Optionen zumindest ein wenig ein. Doch keine Angst, es bleiben euch noch mehr als genug Möglichkeiten um Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen.
Optisch sind die Optionen der Jahreszeiten sehr übersichtlich dargestellt. Die linke Seite des Plans steht für den Sommer, auf der rechten Seite könnt ihr im Winter agieren. Ein Spieler kann jedoch pro Runde einmalig von dieser Regel abweichen und auch eine Aktion der nicht aktiven Jahreszeit wählen. Der andere Spieler wird dadurch in der nächsten Runde allerdings automatisch zum Startspieler um diesen kleinen Nachteil wieder etwas auszugleichen.
Um Aktionen durchzuführen bekommt jeder Spieler eine handvoll Aktionssteine zugewiesen. Diese werden auf dem Hauptplan eingesetzt, um bestimmt Tätigkeiten durchzuführen. So könnt ihr zum Beispiel den Viehhändler, den Krämer oder den Baustoffhändler aufsuchen. Dort bekommt ihr Ressourcen wie Getreide, Holz, Lehm, Tiere oder könnt einen Torf aus euren Mooren stechen. Die Belohnungen, die ihr von diesen Händlern bekommt, sind immer gleich und schwanken auch im späteren Spielverlauf nicht mehr.
Planung ist alles
Ganz anders sieht es da aber schon bei anderen Berufsgruppen wie den Holzfällern oder den Ackerbauern aus. Je mehr Äxte sich in eurem Besitz befinden, desto mehr Holz bringt euch ein Aktionsstein auf den Holzfällern ein. Ein besondere Option stellen hier die Meister dar. Desto mehr ausgebildete Meister ihr habt, desto höher kann auch eure Ausbaustufe in anderen Feldern liegen. Für etwaige Verbesserungen werden allerdings auch immer wieder Kosten fällig. Um neue Äxte zu bauen, braucht ihr auch einen entsprechenden Holz-Vorrat. Es gilt also immer, eure Ressourcen gut im Auge zu haben und zu verwalten.
Andere Aktionsfelder ermöglichen es euch hingegen, eure Waren weiter zu verarbeiten. Beim Gerber zum Beispiel könnt ihr Tierhäute in Leder umwandeln. Wie viele Lederwaren ihr pro Runde herstellen könnt, hängt wiederum von der Anzahl eurer Scherbäume ab. Genau wie die Äxte müssen sie jedoch zuvor produziert werden. Um es noch komplexer zu machen, lässt sich auch noch das Leder weiter verarbeiten. Wie das funktioniert, sei jedoch an späterer Stelle im Detail erklärt. Neben dem Gerber gibt es noch andere Aktionsfelder, die eine Weiterverarbeitung von Gütern ermöglichen. Die Vorgehensweise ist dabei jedoch ähnlich, erfordert eben nur andere Rohstoffe.
Produktionswunder Arle
Im kleinen Dörfchen Arle ist so einiges los. So haben sich dort weitere Berufsgruppen angesiedelt und bieten ihre Dienste an. Mit den Torfstechern könnt ihr euren Torf in den Mooren abtragen, die Deichbauer versetzen für euch die Deiche und schaffen so neue Bauplätze. Auch ganze Gebäude können neu errichtet werden. Setzt einen Aktionsstein auf den Bauarbeiter und ihr bekommt nun die Möglichkeit, einen der vorgegebenen Gebäudetypen zu errichten. Die Auswahl an unterschiedlichen Gebäuden ist groß. Natürlich könnt ihr die Gebäude auch nicht umsonst bauen, sondern müsst die entsprechenden Kosten für den Bau entrichten. Der Bauarbeiter ermöglicht euch lediglich den Zugriff auf die ausliegenden Gebäude.
Die Gebäude bringen euch meist ein paar Siegpunkte ein, sowie ein paar Vorteile, die sofort ausgespielt werden. Ein paar wenige Gebäudearten bleiben aber auch dauerhaft aktiv. Mit ihnen lassen sich bestimmte Güter in andere Waren umwandeln.
Transport Tycoon à la Arle
Neben dem Gebäudebau ist jedoch auch noch der Bau von Fuhrwerken und Torfkähnen von enormer Bedeutung. Die Fuhrwerke stehen euch in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Nach dem Bau eines Fuhrwerks wird der Karren in den Schuppen gelegt. Dort kann er auch in weiteren Runden wieder eingesetzt werden, um Waren zu transportieren. Legt dort etwa ein paar Hölzer ab. Diese werden zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Am Rundenende erhaltet ihr nun wertvolles Bauholz. Aus Lehm und Torf werden Ziegel und aus Leder wird Lederkleidung.
Anstatt Waren durch die Gegend zu kutschieren, könnt ihr den Wagen aber auch mit einer sogenannten Reiseerfahrung belegen. Fahrt zum Beispiel nach Bremen oder Emden um dort einige eurer Ressourcen in Nahrung umzuwandeln. Die Reiseerfahrung selbst gibt euch am Ende des Spiels außerdem noch einmal ein paar zusätzliche Siegpunkte.
Abschluss der Halbjahre
Nach dem Rundenende, die jeweils immer ein Winter- oder ein Sommerhalbjahr darstellen, kommt es zu einer Auswertung. Zunächst kehren die Karren in euren Schuppen zurück. Die darauf verteilten Waren wurden weiterverarbeitet und ihr bekommt sie zu eurem Vorrat hinzu. Im Sommer können zudem die Kühe gemolken. Die Felder werfen Erträge ab. Natürlich müsst ihr in diesem halben Jahr auch von etwas leben, gebt also Nahrung aus und etwas Holz.
Im Mai, also am Ende des Winters, wird nicht gemolken. Dafür vermehren sich aber eure Tiere. Damit sich Tiere vermehren, braucht ihr von einer Tiersorte natürlich mindestens zwei Exemplare. Die Tierpärchen müssen sich dabei jedoch in einem gemeinsamen Stall befinden, sonst findet keine Vermehrung statt. Im Spiel gibt es die Ställe in unterschiedlichen Größen. Um für eine Vermehrung der Tiere zu sorgen, solltet ihr also auf jeden Fall für genug Platz in den Ställen sorgen. Weiterhin werden dann im Mai die Schafe von ihrer lästigen Wolle befreit, was euch wieder neue Ressourcen verschafft.
Die große Abrechung folgt am Schluss
Sind die neun Runden durchlaufen, folgt natürlich noch die große Gesamtabrechnung. Diese ist gar nicht so leicht. Um auch wirklich alle Punkte zu berücksichtigen, liegt dem Spiel ein kleiner Block bei. Auf diesem könnt ihr die Punktestände genau nachhalten. Punkte gibt es für unterschiedlichste Dinge wie verbleibende Baustoffe, Gerätschaften, Reiseerfahrungen, Handwerksgeräte, Waren, Ressourcen auf dem Heimatplan sowie für die angesammelten Tiere. Anschließend werden die ganzen Punkte addiert und der Sieger gekürt. Bis es soweit ist, dürften rund zwei Stunden vergangen sein. Im Regelwerk gibt es auch noch eine Variante für Solisten , die ein wenig abgespeckt ist und nur etwa eine Stunde dauert.