Alte Dunkle Dinge ist das erste Blue-Label-Spiel vom Verlag Feuerland Spiele. Statt eines epischen Strategie-Krachers erwartet euch ein Brettspiel mit deutlich höherer Glückskomponente.
Bisher war Feuerland Spiele vor allem für seine umfangreichen Strategie- und Taktikspiele wie Terry Mystica oder Arler Erde bekannt. Jetzt kommt mit Alte Dunkle Dinge ein kleinerer Titel, bei dem Glück eine größere Rolle spielt. Das Spiel wurde in englischer Sprache über Kickstarter finanziert. Offenbar hat dem Verlag das Spiel so gut gefallen, es nun in das eigene Verlagsprogramm aufzunehmen, selbstverständlich in deutscher Sprache.
Abenteuerliche Bootsfahrt im tiefen Dschungel
Doch werfen wir zunächst einen Blick auf das Spielmaterial. Hier hat sich Feuerland Spiele auf jeden Fall einen Bonuspunkt erarbeitet. Schon der Karton selbst ist schön dick und stabil, das Paket liegt schwer in der Hand. Kein Wunder, denn der Inhalt kann sich sehen lassen. Elf verschiedenfarbige Würfel, 138 Marker, 108 Karten, vier Charaktertableaus, vier Charakterscheiben aus Holz sowie ein Spielplan und ein zwölf Seiten starkes Regelwerk liegen dem Spiel bei. Auf den ersten Blick wirkt Alte Dunkle Dinge nicht wie ein einfaches Glücksspiel. Ist es auch nicht, denn die Regeln sind komplex genug, um auch Vielspieler bei der Stange zu halten.
Der Optik von Alte Dunkle Dinge ist im Cartoon-Stil gehalten, wobei die Aufmachung auch einen Hauch von Horror-Atmosphäre versprüht. Schließlich befindet sich die Abenteuertruppe im tiefen Dschungel, um ihm alte Geheimnisse zu entlocken. Im Urwald klappern die Forscher sechs schicksalhafte Orte ab: den Verfluchten Schrein, die Schlucht des Grauens, das Unheimliche Anwesen, den Gähnenden Abgrund, das Verrottete Kanonenboot und die Verfallene Ruine. Jeder dieser Orte birgt nicht nur wertvolle Schätze, sondern auch unheimliche Begegnungen. Zunächst aber dürft ihr eine je nach Lokalität eine Ortsaktion ausführen. Hier bekommt ihr zum Beispiel diverse Wertmarken oder Karten ausgehändigt. Jeder schicksalhafte Ort verfügt über seine eigene, ganz besondere, Gegebenheit.
Mit einer Prise Taktik und dem Kniffel-Prinzip
Das Grundprinzip von Alte Dunkle Dinge ist simpel. An jedem Ort, den ihr erkundet, wartet eine unheimliche Begegnung auf euch. Diese könnt ihr mit einer vorgegebenen Würfelkombination bezwingen. Das kann zum Beispiel eine Straße aus fünf Würfeln mit aufsteigender Augenzahl sein oder auch eine bestimmte Anzahl von Würfeln mit einer Augenhöhe von mindestens vier. Je schwerer die Kombination zu erwürfeln ist, desto mehr Siegpunkte bekommt ihr auch. Um die geforderte Kombination zu erreichen, stehen euch zunächst fünf grüne Basiswürfel zur Verfügung. Wie beim guten alten Kniffel könnt ihr diese bis zweimal neu würfeln. Entweder ihr werft sie alle neu oder ihr entscheidet euch dafür, nur bestimmte Würfel noch einmal zu werfen. In diesem Fall müsst ihr pro neu geworfenen Würfel jedoch eine grüne Fokusmarke investieren.
Durch bestimmte Ereignisse könnt ihr zudem in den Besitz von gelben Glückswürfeln gelangen. Sie können ohne Bezahlung von Fokusmarken neu gewürfelt werden. Ganz anders verhalten sich die roten Panikwürfel, sie können in keinem Fall im Wert verändert oder neu geworfen werden. Zu guter Letzt kommen noch die blauen Handlungswürfel hinzu. Durch den Einsatz einer blauen Handlungsmarke könnt ihr den Wert einzelner Würfel um einen Punkt anheben. Es gibt also im Spiel diverse Möglichkeiten, dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
Habt ihr die Begegnung bezwungen, bekommt ihr die Siegpunkte wie auf der Karte angegeben. Die übrigen Würfel, die für das Bezwingen nicht relevant wurden, verfallen jedoch nicht einfach. Sie können in einer bestimmten Konstellation dazu verwendet werden, um sich neue Wertmarken zu sichern. Das können zum Beispiel die schon angesprochenen Fokus- oder Handlungsmarken sein, jedoch auch Schatz- oder Mutmarken. Letztere könnt ihr im Spiel verwenden, um eine Begegnung ganz ohne den Einsatz von Würfeln zu bezwingen. Pro Siegpunkt, den die Begegnung wert ist, muss eine Mutmarke ausgegeben werden. Würfeln dürft ihr in dieser Runde dann aber trotzdem. Mit einem guten Wurf könnt ihr so zahlreiche neue Wertmarken ergattern.
Bleiben noch die Schatzmarken übrig. Sie können am Ende der Runde im Handelsposten gegen hilfreiche Ausrüstungsgegenstände eingetauscht werden. Diese Gegenstände bringen euch unterschiedliche Vorteile im Spiel, die in der Regel dauerhaft sind. Viele Gegenstände lassen sich in pro Runde aber auch nur einmal einsetzen.
Vorsicht vor den Dunklen Dingen
Schon alleine durch die erwähnten Spielelemente wird Alte Dunkle Dinge zu viel mehr als einem reinen Glücksspiel. Es gibt jedoch noch ein paar weitere Faktoren, die das Spiel so richtig interessant machen. In Alte Dunkle Dinge gibt es 36 Handlungskarten. Pro Runde bekommt jeder Spieler drei solcher Karten auf die Hand. Sie stehen für das Geschick und den Einfallsreichtum des Charakters. Jede Handlungskarte kostet eine bestimmte Anzahl von blauen Handlungsmarkern um sie zu aktivieren. Wenn ihr genug Marken in eurem eigenen Vorrat habt, könnt ihr diese Karten jederzeit ausspielen. Der Effekt der Handlungskarten wird sofort ausgespielt. Sie sorgen für das überraschende Element im Spiel. So manche scheinbar ausweglose Situation lässt sich so noch einmal zum Guten wenden.
Trotz der vielfältigen Möglichkeiten der Forscher wird es hin und wieder einmal vorkommen, dass eine Begegnung nicht bezwungen werden kann. Ist dies der Fall, muss sich der Spieler eine Dunkle-Dinge-Marke nehmen. Sie wird am Spielende mit 0-3 Punkten Abzug bestraft. Zusätzliche Siegpunkte bekommt ihr hingegen mit den Errungenschaftskarten. Wenn ihr bestimmte Anforderungen erfüllt, bekommt ihr die Karte ausgehändigt. Seid euch ihrer aber nicht zu sicher. Sobald ein Spieler euren Wert übertrumpft, wird euch die Errungenschaft wieder abgeluchst.
Alte Dunkle Dinge ist für 2-4 Spiele ab etwa 14 Jahren ausgelegt. Eine Runde ist im Vergleich zu anderen Feuerland-Spielen knackig kurz. Doch Feuerland wäre nicht Feuerland, wenn dabei ein simples Würfelspiel herausgekommen wäre. Eine gute Stunde Spielzeit solltet ihr wohl schon einrechnen. Es gibt allerdings auch eine leicht verkürzte Version, die inhaltlich zwar gleich ist, jedoch über ein reduziertes Karten- und Markenrepertoire verfügt.