Agent Undercover erschien passend zur Spielemesse in Essen. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg hatte der Verlag Piatnik das Brettspiel allerdings noch einmal mit im Gepäck. Für uns war das eine gute Gelegenheit, das Partyspiel nachzuholen. Als Akteure und Geheimagenten haben wir uns an vielen schönen Orten rund um den Erdball herumgetrieben.
Nach den ganzen umfangreichen Strategie-Spielen der letzten Zeit, knöpfen wir uns heute ein Partyspiel vor. Bei Agent Undercover ist die Kommunikation wichtiger als die Spielmechanik. Doch auch wenn die Regeln im Grunde schnell erklärt sind, dreht das Brettspiel erst nach einigen Partien so richtig auf.
Kunterbunte Opitk, aber kein Spiel für Kinder
Direkt begeistert hat mich der schicke Comic-Stil von Agent Undercover. Dem Spiel liegen etwas mehr als 200 Spielkarten bei, die allesamt liebevoll gestaltet sind und einem Disney-Film entsprungen sein könnten. Durch die Grafik des Spiels werden sicherlich auch Kinder stark angesprochen. Doch genau für diese Zielgruppe ist Agent Undercover das falsche Spiel. Vermutlich ist der Spielverlauf dann doch ein wenig zu abstrakt und wenig greifbar. Das macht sich auch in den ersten Runden mit Erwachsenen bemerkbar. Es braucht schon ein paar Proberunden, damit sich der Reiz von Agent Undercover richtig entfalten kann.
Für eine Partie bracht ihr mindestens drei Spieler, besser jedoch mehr. Zunächst wird verdeckt die Rollenaufteilung zugelost. Ein Spieler mimt den Geheimagenten, die anderen Spieler übernehmen die Akteure. Das Ziel der Akteure ist es natürlich, den Agenten zu enttarnen. Dieser wiederum versucht genau das zu verhindern.
Rund um die Welt
Gucken wir uns zunächst die Karten einmal genauer an. Diese werden in 25 Decks mit jeweils acht Karten aufgeteilt. Jedes Deck hat ein eigenes Thema und zeigen einen speziellen Ort wie Weltraumstation, Schule, Dampflokomotive oder Supermarkt. Damit sich die Decks nicht vermischen, liegen dem Spiel haufenweise Tütchen bei, so dass jedes Set separat verpackt wird. Zunächst werden sie Tüten gut gemischt und ein Deck zufällig gezogen.
Nun bekommt jeder Spieler eine Karte zugeteilt. Somit weiß nun jeder Mitspieler, welcher Ort gezogen wurde. Nur der Spieler mit der Agentenkarte tappt im Dunklen. Auf seiner Karte befindet sich keine Ortsangabe. Jetzt haben die Spieler acht Minuten Zeit, um sich gegenseitig mit Fragen zu bombardieren. Die Akteure, die ihren Aufenthaltsort kennen, versuchen die Fragen so zu stellen, dass sie den Geheimagenten enttarnen können. Nehmen wir an, wir befinden uns auf der Weltraumstation. Eine mögliche Frage könnte lauten: „Wie ist das Wetter?“. Lautet die Antwort darauf: „Spitze, ich habe mich schon eingecremt.“, hat sich der Agent verraten. Er weiß offensichtlich nicht, dass sich die Szene im Weltraum abspielt, sonst hätte er diese Antwort wohl kaum gegeben.
Der Agent hingegen versucht den Ort der Szene herauszufinden und beobachtet genau, was die einzelnen Spieler von sich geben. Hat er die Lösung entdeckt, gewinnt er das Spiel. Für den besseren Überblick bekommt jeder Spieler noch eine Übersichtskarte mit den 25 verfügbaren Orten zur Seite gestellt.
Agent gegen Akteuer
Eine Partie Agent Undercover kann auf unterschiedliche Arten enden. Wie bereits erwähnt gibt es ein Zeitlimit von acht Minuten. Ist die Zeit abgelaufen, kommt es zur Abstimmung. Jeder äußert einen Verdacht, wer der Geheimagent ist. Stimmt die Mehrheit für den Geheimagenten ab, gewinnen die Akteure. Im anderen Fall siegt der Agent.
Das Spiel kann allerdings auch jederzeit unterbrochen werden. Hat der Agent den Aufenthaltsort herausgefunden, geht der Sieg direkt an ihn. Auch die Akteure können zwischenzeitlich einen Verdächtigen benennen. Sie brauchen hierzu aber wieder die Mehrheit aller Spieler, um den Verdacht auszusprechen. Unter Umständen kann ein Durchlauf also schon ziemlich schnell wieder vorbei sein.
Die Rollen der Akteuere
Optional kann jeder Akteur auch noch eine eigenständige Rolle einnehmen. Auf jeder Akteurkarte wird eine solche Rolle aufgeführt. Im Bereich der bereits erwähnten Weltraumstation tummeln sich etwa ein Außerirdischer, ein Bordingenieur oder ein Wissenschaftler. Die unterschiedlichen Jobs können dabei helfen, sich neue Fragen auszudenken und verleihen dem Spiel noch mehr Finesse.
Möglicherweise werdet ihr am Anfang ein wenig Zeit brauchen, um mit Agent Undercover warm zu werden. Vor allem, wenn ihr die 25 unterschiedlichen Örtlichkeiten noch nicht so auf dem Schirm habt, muss immer wieder auf die Übersichtskarte gelinst werden. Es ist – zumindest am Anfang – auch hilfreich die beiden Spielanleitungen auf dem Tisch aufzuklappen. Dort gibt es nochmals eine etwas größere Übersicht. Ein Mini-Poster wäre nicht schlecht gewesen, doch mit den Anleitungen am Tisch lässt es sich auch recht gut spielen.
Zu Beginn ist es auch gar nicht so leicht, sich immer wieder neue Fragen für die Mitspieler auszudenken. Effektive Fragen zu stellen und dabei möglicht wenig über den Aufenthaltsort zu verraten, das ist zunächst gar nicht so einfach. Auch als Geheimagent ist das Eis ziemlich dünn. Jede Frage und natürlich vor allem jede Antwort kann die geheime Mission zum Scheitern bringen.